Der große Stadtbrand von 1823 und seine Folgen

Ludwigstraße 18 und 20

Die ältere Gedenktafel an Haus Nr. 18

Von den zahlreichen Bränden, welche die Stadt Hof im Laufe ihrer Geschichte erlebte, war der Große Stadtbrand vom 4. September 1823 der verheerendste.

 

Bis heute ist nicht geklärt, ob er im Haus des Glasermeisters Gipser oder bei Zinngießer Herold am Unteren Markt (Ludwigstraße 18 bzw. 20) ausgebrochen ist. Begünstigt durch anhaltende Trockenheit und angefacht durch starke Winde breitete sich das Feuer rasend schnell aus. Die dicht an dicht stehenden Häuser mit ihren meist mit Holzschindeln gedeckten Dächern wurden ein Raub der Flammen.

 

Organisation und Ausrüstung der Feuerlöschmannschaften befanden sich in einem desolaten Zustand. Bald lautete die Devise für viele: „Es rette sich jeder, so gut er kann.“ Nur dank der Hilfe von Löschtrupps aus benachbarten Städten und Dörfern gelang es, ein Übergreifen des Feuers auf die Hospitalvorstadt, die Altstadt sowie den Komplex der ehemaligen Klöster und des Schlosses zu verhindern.

In einer ersten Bilanz registrierte man ca. 300 zerstörte Häuser und 3000 obdachlos gewordene Menschen.

 

Glücklicherweise waren außer dem Türmerehepaar der Michaeliskirche keine weiteren Todesopfer zu beklagen.

 

Dank weitsichtiger staatlicher Planung gelang in den folgenden Jahren ein vorbildlicher Wiederaufbau. Mit Stolz bezeichnet die Stadt Hof heute ihre damals neu geschaffenen Straßenzüge als „Biedermeierviertel“. Wesentlich länger dauerte dagegen die Modernisierung des Feuerlöschwesens. Der Grundstein hierfür wurde erst 1856 mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr gelegt.

 

Of the numerous fires that the city of Hof has experienced in the course of its history, the Great City Fire of 4 September 1823 was the most devastating.

To this day, it is not clear whether it broke out in the house of the master glazier Gipser or at the tin foundry Herold on Unterer Markt (Ludwigstraße 18 or 20). Favoured by persistent drought and fuelled by strong winds, the fire spread at breakneck speed. The closely packed houses with their mostly wooden shingle roofs were destroyed by the flames.

The organisation and equipment of the fire-fighting teams were in a desolate state. Soon the motto for many was: "Let everyone save himself as best he can." Only thanks to the help of fire-fighting teams from neighbouring towns and villages was it possible to prevent the fire from spreading to the Hospitalvorstadt, the old town and the complex of former monasteries and the castle.    

In a first assessment, about 300 houses were destroyed and 3,000 people were left homeless. Fortunately, apart from the tower couple of St. Michael's Church, there were no other fatalities.

Thanks to far-sighted state planning, exemplary reconstruction was achieved in the following years. Today, the city of Hof proudly refers to the newly created streets as the "Biedermeier Quarter". The modernisation of the fire-fighting system, on the other hand, took much longer. The foundation stone for this was laid in 1856 with the founding of the volunteer fire brigade. 

Z mnoha požárů, které město Hof v průběhu své historie zažilo, byl velký požár města ze 4. září 1823 tím nejničivějším.

Dodnes není jasné, zda vypukl v domě sklářského mistra Gipsera, nebo v domě cínaře Herolda na Unterer Markt (Ludwigstraße 18 nebo 20). Požár, kterému přálo trvalé sucho a který podněcoval silný vítr, se šířil závratnou rychlostí. Těsně sevřené domy s převážně dřevěnými šindelovými střechami plameny zničily.

Organizace a vybavení hasičských týmů byly v dezolátním stavu. Brzy se mnozí řídili heslem: "Ať se každý zachrání, jak nejlépe umí." Jen díky pomoci hasičských týmů z okolních měst a obcí se podařilo zabránit rozšíření požáru na Hospitalvorstadt, staré město a komplex bývalých klášterů a zámku.    

Podle prvních odhadů bylo zničeno asi 300 domů a bez střechy nad hlavou zůstalo 3 000 lidí. Naštěstí kromě věžního páru kostela svatého Michala nedošlo k žádným dalším obětem na životech.

Díky prozíravému státnímu plánování se v následujících letech podařilo dosáhnout příkladné rekonstrukce. Dnes město Hof hrdě označuje nově vzniklé ulice jako "biedermeierovskou čtvrť". Modernizace hasičského systému naproti tomu trvala mnohem déle. Základní kámen k ní byl položen v roce 1856 založením sboru dobrovolných hasičů.

Brandkatastrophen in sieben Jahrhunderten

Lang ist die Liste der Brandkatastrophen in der Stadt Hof. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts registrierte man mehr als 20 Stadtbrände. Nach den beiden wichtigsten Chronisten der älteren Zeit, den Gymnasialrektoren Enoch Widman und Paul Daniel Longolius, zählten folgende Ereignisse zu den schlimmsten:

1299  Zerstörung von Alt- und Neustadt zu drei Vierteln durch einen Großbrand

1430  Verheerung von Alt- und Neustadt durch einen von den Hussiten gelegten Brand

1553  Im sog. „Markgräflerkrieg“  brennen die Verteidiger der Stadt die Altstadt bis zur Pfarr und zur Fischergasse ab, um den Angreifern keine Deckung zu gewähren. Bei der Belagerung kommt es durch den Beschuss mit Feuerkugeln zu mehreren Bränden in der Stadt.      

1625  vernichtet ein Brand den größten Teil der unteren Stadt zwischen Bürger- und Auguststraße, einschließlich des heutigen Maxplatzes. In Mitleidenschaft gezogen  werden auch die Michaeliskirche und das Rathaus.

1743  verwüstet ein „erschröcklicher Brand“ (Longolius) den südwestlichen Teil der Stadt vom Oberen Tor bis zur Theaterstraße. Vom Schloss, dem Sitz des markgräflichen Landeshauptmannes, blieb nichts anderes übrig als die Grundmauern.                           

Neben fahrlässigem Umgang mit offenen Feuer und kriegerischen Ereignissen gab es auch mutwillige Brandstiftung. Nach Enoch Widman soll 1478 eine „geile Nonne“ ihre Flucht aus dem Klarissenkloster auf diese Weise kaschiert haben. Kein Brand war jedoch so schlimm wie die Katastrophe vom 4. September 1823.

Brandschutzmaßnahmen

Trotz des „widrigen Einflusses der Höfischen Brände“ (Longolius) kam die Stadt Hof mit dem Brandschutz nur langsam und insgesamt unzureichend voran. Die allermeisten Häuser standen auf schmalen und langgestreckten Grundstücken mit den Giebeln zur Straße. Eng aneinander gebaut besaßen sie noch keine schützenden Brandmauern. Die Dächer waren in der Regel mit Schindeln oder sogar mit Stroh gedeckt. Bei der Belagerung Hofs im Jahre 1553 mussten deswegen die Schindeln vorsorglich abgedeckt werden.

Erst allmählich begann man seit dem 17. Jahrhundert, verstärkt feuersichere Gewölbe und Eisentüren in die Gebäude einzubauen, vorzugsweise zur Sicherung von Warenlagern.

Für das Feuerlöschwesen diente eine Reihe öffentlicher und privater Lauf- und Ziehbrunnen. Der Mauerring um die Stadt mit den wenigen und meist sehr schmalen Durchlässen ließ einen schnellen und ergiebigen Transport von Wasser aus der Saale zu Löschzwecken nicht zu. Erst im Jahre 1816 wurde eine breite und bequeme „Feuerfahrt“ zur Saale hin angelegt (am heutigen Schultor).

Hof vor dem großen Brand

Der Ausbruch des großen Stadtbrandes am 4. September 1823

Aus dem Augenzeugenbericht des Hospitalpfarrers Carl Heinrich Gottlieb Meyer:

„Es war morgens zwischen 9 und 10 Uhr des gedachten Tages, als die Feuerglocke ertönte. Schrecken und Furcht verbreitete ihr Ton. Vernichtung und Not verkündete sie, denn der erste Blick, den jeder nach dem Orte hinrichtete, wo das Unglück seinen Ursprung hatte, überzeugt sogleich von der höchsten Gefahr und erweckte die bangsten Besorgnisse. Ungeheure Rauchwolken drangen durch das Dach und aus dem ganzen Hause und zeigten an, dass beim ersten Entstehen vielleicht nicht bloß ein Strohvorrat auf dem Dachboden, sondern auch andere Orte im Hause vom Feuer ergriffen worden waren.

Das kleine Unglückshaus liegt in der Nähe des Marktes. Da nun gerade Wochenmarkt war, so fehlte es eigentlich nicht an Menschen, die das Feuer beim ersten Entstehen hätten töten können, wenn es nicht, unterstützt und getrieben von einem sehr heftigen Nordwestwinde, mit ganz unerhörter Gewalt sogleich nach seinem Ausbruche nicht bloß der nebenstehenden Häuser, sondern auch entfernterer sich bemächtigt hätte.

Als man in das Feuerhaus zum Löschen kam, stand es schon in seinem Innern in Flammen. Die Feuerspritzen, welche in den ersten Minuten herbeikamen, da sie zum Teile in dem nahe gelegenen Rathause aufbewahrt werden, konnten daher, als sie im Gange waren, kaum noch unangebrannte Häuser befeuchten, da die Heftigkeit des Sturmes an mehreren Orten den Wasserstrahl derselben zerstäubte, das Feuer aber, wie es in der ersten Viertelstunde beschaffen war, hätten nicht 100 Spritzen löschen können, geschweige diese 9, welche die Stadt besitzt.“

Der weitere Verlauf der Brandkatastrophe

Ein ungewöhnlich starker Nordwestwind sorgte für einen raschen Funkenflug und fachte die Flammen an. Die Marktkaufleute begriffen zunächst nicht den Ernst der Lage und stellten mit ihren Wägen mehr ein Hindernis als eine Hilfe für die Löschmannschaften dar. Als Nachteil erwies sich auch, dass in der Stadt kein Militär stationiert war und die Polizeikräfte nicht ausreichten, dem ausbrechenden Chaos entgegen zu wirken. Die meisten Menschen versuchten, nur sich selbst und möglichst viel von ihrer beweglichen Habe zu retten.

Wirksame Gegenmaßnahmen konnten erst eingeleitet werden, als freiwillige Helfer aus den umliegenden Orten, darunter auch aus den „ausländischen“ (d.h. nicht bayerischen) Städten Oelsnitz und Plauen, Hirschberg und Gefell sowie Asch und Roßbach, in großer Zahl in der Unglückstadt eingetroffen waren. Mit ihrer Hilfe konnte ein Übergreifen der Flammen auf den westlichen Stadtbereich sowie die Altstadt und die Hospitalvorstadt verhindert werden. Auf Grund des steilen, mauerbewehrten Abhanges zur Saale zwischen Michaeliskirche und Oberem Tor, war es nicht möglich, an die brennenden Hintergebäude des Oberen Marktes (heute Ludwigstraße) zu gelangen. Von unten aus konnte der Brand nicht bekämpft werden, da der Wasserdruck der Spritzen nicht ausreichte. So übersprang das Feuer bei den Hohen Stegen sogar die Saale und setzte im Bereich einer Kattunfabrik mehrere Gebäude in Brand.

Während zahlreiche Helfer wahre Heldentaten vollbrachten, zog es schon damals eine ganze Reihe von Gaffern vor, statt sich aktiv an den Rettungsmaßnahmen zu beteiligen, das Brandgeschehen aus sicheren Positionen rund um die Stadt zu betrachten. Einige sollen sogar in einer Schenke am Rande der Stadt ungerührt beim Bier gesessen haben.

Hof nach dem großen Brand 1823

Bilanz

Bis 4 Uhr nachmittags war bereits der Kern der Stadt ausgebrannt. Als nach drei Tagen die letzten Glutnester erloschen waren, bot sich ein einziges Bild der Verwüstung. Man zählte nicht weniger als ca. 300 zerstörte Häuser, darunter auch solche, die bereits mit Schiefer gedeckt waren oder Gewölbe aus Granit besaßen. Besonders schmerzlich empfanden es viele Bürger, dass mit dem Rathaus und der Michaeliskirche auch die bedeutendsten Bauwerke der Stadt ausgebrannt waren.

Fast an ein Wunder grenzte es, dass außer dem Türmer Christoph Klauß und seiner Frau keine weiteren Menschenleben zu beklagen war. Das Ehepaar hatte auf der Michaeliskirche mit der Feuerglocke solange Alarm geschlagen, bis eine Rettung nicht mehr möglich war. Die 700 obdachlos gewordenen Familien mit etwa 3000 Mitgliedern brachte man notdürftig in den wenigen unbeschädigt gebliebenen Häusern der Stadt sowie in den Gemeinden des Umlandes unter.

Im Sande verlief die Suche nach einem Schuldigen. Zunächst warf man dem Glasermeister Gipser vor, unsachgemäß Firnis gesotten zu haben, und nahm ihn in Haft. Da sich die Zeugen aber nicht einig waren, ob Feuer und Rauch eher über seinem Haus oder dem des benachbarten Zinngießermeisters Herold aufgestiegen waren, musste ihn der Magistrat der Stadt wieder freilassen.

Plan der Stadt Hof im September 1823

- Die schraffierten Flächen bezeichnen die Brandstätten -

Planmäßiger Wiederaufbau

Der verheerende Brand von 1823 traf die Saalestadt in einer schwierigen Phase ihrer Entwicklung. Die französische Kontinentalsperre von 1806 hatte die heimische Produktion von Baumwollerzeugnissen massiv behindert, nach Aufhebung der Sperre 1814 erwies sich die englische Konkurrenz auf dem Textilsektor als übermächtig. Hohe Kontributionen und Steuern infolge der Napoleonischen Kriege verhinderten einen zügigen Ausbau des Manufakturwesens. Nicht vergessen war zudem der Hungerwinter 1816/17 als Folge des „Jahres ohne Sommer“ (ausgelöst durch den Ausbruch des Vulkans Tambora auf dem indonesischen Archipel).  

Der Brand verursachte weitere immense Vermögensverluste, die von der Allgemeinen Landesbrandassekuranz nur zum Teil ausgeglichen wurden. Ohne großzügige Spenden, staatliche Darlehen und Steuernachlässe wäre ein rascher Wiederaufbau kaum denkbar gewesen. Dabei gewährte sogar der König von Sachsen so reiche Beihilfen, dass die Stadt nach seinem Namen die Auguststraße benannte.

Anders als nach früheren Stadtbränden übernahm nun der Staat die Federführung beim Wiederaufbau. Nicht nur, dass jetzt alle Häuser dem aktuellen Brandschutz genügen mussten, die königlichen Behörden erließen bindende Vorschriften für die Gestaltung der Straßenzüge. Gesamthöhe des Hauses, Dachneigung und Fenstergröße mussten bei allen Häusern gleich sein. Das strenge Fassadenbild wurde – entsprechend den finanziellen Möglichkeiten der Hausbesitzer – mit einigem klassizistischen Zierrat aufgelockert. Auf die weitgehende Erhaltung dieses biedermeierlichen Ensembles ist die Stadt Hof heute besonders stolz.

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